Die Akademien

Tafel 5

Akademien und Bildungseinrichtungen sind im Demokratischen Konföderalismus wichtige Standbeine. Durch sie kann sich eine Gesellschaft die Grundlage für Wissen über die eigene Geschichte, Kultur, Philosophie und soziale Entwicklung aneignen, außerhalb des Alltags über ihre Geschichte, ihre Perspektiven, ihre Bedürfnisse und ihre Organisierung nachdenken.

Dabei stehen nicht nur theoretische Analysen im Vordergrund, sondern eine Veränderung des Denkens, der Einstellungen und damit verbundene gesellschaftliche Veränderung wird angestrebt. Durch die Entwicklung eines Geschichtsbewusstseins wird die Fähigkeit, nachhaltige Wege aus Schwierigkeiten zu entwickeln, gefördert. Die etablierte Geschichtsschreibung ist von den Herrschenden geprägt, daher muss insbesondere die Geschichte der Frauen neu geschrieben werden. Jede Akademie ist ein Zentrum, in dem die Gesellschaft erforscht wird.

Jeder Teil der Gesellschaft baut eigene Akademien auf und führt eigene Bildungen durch, z.B. gibt es Akademien zum Aufbau eines eigenen Rechtssystems, aber auch Seminare zu Themen wie Frauenrechte, Rechtssystem etc. In den Akademien findet eine ständige Reflexion der Praxis statt. Dieser Faktor ist entscheidend für die Entwicklung von Rojava – der permanente Austausch zwischen Theorie und Praxis. So gestaltet die Bevölkerung sich ihre Gesellschaftsorganisation und ihre dafür notwendigen Institutionen selbst.
In den Akademien leben und arbeiten die TeilnehmerInnen während der jeweiligen Bildungseinheit. So findet auch im Alltag ein theoretisches und praktisches Überdenken des eigenen Handelns der einzelnen TeilnehmerInnen und auch der Gruppe statt. Dadurch werden Räume zur Entwicklung der Charaktere der TeilnehmerInnen geschaffen.

Alle TeilnehmerInnen werden aktiv in die Bildung einbezogen, sind selbst oft Vortragende. Der Charakter der Bildungsveranstaltungen ist überwiegend von Diskussionen geprägt. Eine Gruppe von TeilnehmerInnen wird gewählt, um die nächste Akademieeinheit mitzugestalten. Die Dauer der Akademien geht von drei Wochen bis zu drei Monaten oder gar einem Jahr, je nach Bereich und Möglichkeiten. So werden zum Beispiel an der Akademie für Soziologie, an der LehrerInnen ausgebildet werden, auch Schul- und Lehrbücher für die verschiedenen Sprachen entwickelt.
In allen Bereichen wie z.B. Verteidigung, Ökonomie, Kongreya Star gibt es auch jeweils Frauenakademien. An allen Akademien gibt es Seminare zum gesellschaftlichen Sexismus, es werden Diskussionen und Reflexionen zu seiner Überwindung angeregt.

„In einer Zeit, in der Gewalt und Angriffe auf die Gesellschaft und auf die Frau durch vorherrschende Auffassungen von Wissenschaft, Geschichte und Bildung gestärkt werden, muss die  Selbstverteidigung die Gründung basisdemokratisch gestalteter sozialer Organisationen und Akademien beinhalten.“ (Dilar Dirik)