Kobanê

Tafel 10

„Kobanê steht für den Widerstand der Menschlichkeit.“
Meysa Ebdo, Kommandantin der YPG/YPJ in Kobanê

Am 15. September 2014 begann der sogenannte Islamische Staat (IS) u.a. mit erbeuteten Waffen aus irakischen US-Beständen und aus der Türkei gelieferten Waffen seine erste große Offensive gegen den Kanton Kobanê in Rojava/Westkurdistan. 200.000 Menschen mussten aus der umkämpften und brennenden Stadt fliehen und leben größtenteils noch heute in Flüchtlingslagern in der Türkei oder verschiedenen Ländern Europas.
Nach 134 Tagen eines aufopferungsvollen Widerstandskampfes der Volksverteidigungseinheiten YPG und der Frauenverteidigungseinheiten YPJ wurde der bis dahin als unschlagbar geltende IS in die Flucht geschlagen und die Stadt Kobanê befreit.

Die Befreiung von Kobanê ist ein Symbol für einen von Freiheitswillen geprägten Widerstandsgeist. Die Frauen und Männer, die in Kobanê gekämpft haben, wollten lieber im Kampf für Demokratie, Frauen- und Menschenrechte und für eine Zukunft im gleichberechtigten Miteinander aller Bevölkerungs- und Religionsgruppen sterben, als sich der Herrschaft des IS zu unterwerfen.

Besonderen Einfluss auf den Widerstandsgeist von Kobanê hat die Aktion von Arîn Mîrkan gehabt, einer Kommandantin der YPJ. Sie war mit 15 weiteren KämpferInnen und 200 ZivilistInnen vom IS umzingelt. Sie gab den Befehl an ihre Einheiten, sich zurückzuziehen, um dann selbst in die Reihen des Feindes zu rennen und sich in die Luft zu sprengen. Die 200 ZivilistInnen konnten evakuiert werden. Alle 15 KämpferInnen sind im Kampf zum Schutz der Bevölkerung gefallen. Seitdem ist Arîn Mîrkan zum Symbol für die Aufopferungsbereitschaft der YPJ und den Widerstandsgeist gegen den IS geworden.
Die Bevölkerung von Kobanê hat mit dem Wiederaufbau ihrer komplett zerstörten Stadt begonnen. Hunderte Menschen kehren jede Woche in die Stadt zurück, um daran mitzuwirken.

Der IS versucht jedoch immer wieder mit allen Mitteln und mit Hilfe der türkischen Regierung die Stadt anzugreifen. Am 20. Juni fand ein besonders tragischer Angriff gegen eine Versammlung von 300 jungen Menschen im Garten des Kulturzentrums Amara in Pirsûs (Suruç) statt. Die Gruppe hatte sich versammelt, um Projekte für die Kinder von Kobanê aufzubauen. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in die Luft, 32 Jugendliche starben, etliche wurden verletzt.

Dennoch hat sich ein breites Netzwerk von UnterstützerInnen zum Wiederaufbau der Stadt Kobanê gebildet. Gruppen und Einzelpersonen organisieren mit großem Engagement Geld, Materialien und einsatzbereite HelferInnen.

Unterstützt von der International Free Women‘s Foundation baut die WJAR einen Ort zum Leben und Lernen für die Waisen und Halbwaisen in Kobane, die mit ihren Müttern in einem Containerdorf leben. Ihre Väter oder Mütter oder beide sind im Kampf gegen den IS gefallen. Die Kinder wie ihre Mütter sind in die Hände des IS geraten und konnten von den YPG/YPJ befreit werden.

Containerdorf der Witwen und Halbwaisen in Kobanê.